Copyright Kaplan Film Production © 2009



Out Now
Milk (I) - Süt (2008)
Oder: Ein Milch-Bubi wird zum Mann


Yusuf (Melih Selçuk) wohnt zusammen mit seiner Mutter Zahra (Basak Köklükaya) und ein paar Kühen auf dem Land. Er hat soeben seine Schule abgeschlossen und weiss nicht so recht, was er nun mit seinem Leben anstellen soll. Seine grosse Leidenschaft ist das Schreiben von Gedichten. Ein erstes Gedicht wurde auch bereits von einer kleinen Literaturzeitschrift veröffentlicht. Im Moment hilft er aber noch seiner Mutter beim Kühemelken und Verkaufen der Milch.

Schliesslich erhält Yusuf das Aufgebot fürs Militär, wo er aber wegen einer Kindheitskrankheit ausgemustert wird. Seine Mutter, immer noch jung und attraktiv, hat währenddessen eine Liebesaffäre. All dies macht Yusuf zu schaffen, er grübelt herum und tut sich schwer damit, vom Jugendlichen zum Mann zu werden.

Kinofilm-Rating

Die spektakulärste und zugleich ekligste Szene des gesamten Filmes kommt gleich am Anfang, noch vor dem Vorspann. Eine Frau wird darin mit einem an den Füssen festgemachten Seil kopfüber über einen brennenden Topf Milch gehängt. Nach einer Weile erscheint aus ihrem Mund ein Kopf eines schlangenähnlichen Tieres, vermutlich eines Bandwurmes. Nach und nach wird der Frau das ganze, ansehnlich grosse Viech aus dem Mund gezogen. Was genau dieser Auftakt zu bedeuten hat, bleibt aber der Interpretation des Zuschauers überlassen, wie noch so manches in diesem Film.

Gesprochen wird wenig, es vergeht so gerne mal eine Viertelstunde ohne jeglichen Dialog. Stattdessen verharrt die Kamera gerne minutenlang auf einer Figur, einer Küchenwand oder einem Gesicht, offenbar in der Annahme, dass so die Tiefgründigkeit einer Szene erhöht werden kann. Vielleicht geschieht dies aber auch nur, um die kaum vorhandene Story auf 100 Minuten auszudehnen. Die Hälfte der Filmlänge hätte jedenfalls vorig gereicht, um das Gleiche zu erzählen. Aber dann wäre der Film vermutlich nicht ans Filmfestival Venedig in den internationalen Wettbewerb eingeladen worden.

Man muss übrigens höllisch aufpassen, dass man die sehr wenigen Ereignisse, welche die Story ein wenig vorantreiben, angesichts dieser Zelebrierung der Langsamkeit nicht verpasst. Denn einige wichtige dramaturgische Elemente werden nur scheu angedeutet, so unauffällig, dass man versucht ist zu denken, der Regisseur möchte sie dem Zuschauer eigentlich lieber verheimlichen.

Süt ist halbstummes Zeitlupenkino für Leute, die Dialoge hassen und stattdessen lieber Gesichter wortlos vor sich hersinnieren sehen. Wer nur die Ekel-Szene mit der Schlange sehen möchte, kann den Film schon beim Erscheinen des Vorspanns getrost wieder verlassen.

3 Sterne